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Auch in vielen anderen KZ-Gedenkstätten sollten die 75. Jahrestage mit großen Gedenkveranstaltungen begangen werden. Alle noch lebenden ehemaligen Häftlinge waren dazu eingeladen worden, viele hatten zugesagt, gemeinsam mit Familienmitgliedern aus aller Welt anzureisen. Aufgrund ihres hohen Alters vermutlich zum letzten Mal wollten sie an diese Orte zurückkehren, um ihrer Befreiung, aber auch jener zu gedenken, die die Konzentrationslager nicht überlebt hatten.
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Bergen – Belsen
Die Fotos und Filme von Angehörigen der britischen Armee, die diese am 15. April 1945 und in den Folgetagen von dem Elend machten, das sie bei der Befreiung des KZ Bergen-Belsen vorfanden, konfrontierte die Welt mit dem Unbegreiflichen. Und mit den Konsequenzen dessen, was die meisten Deutschen nicht gewusst zu haben behaupteten: Sie zeigten Tausende unbestattete Leichen und Zehntausende sterbende KZ-Häftlinge, die in den Tagen und Wochen vor der Befreiung ohne Wasser und Lebensmittel im Lager zusammengepfercht worden waren. Viele von ihnen hatten Jahre im Konzentrationslager überlebt und starben nun quasi im Angesicht ihrer Rettung.
Es bleiben Bilder und Erinnerungen, die vermutlich weder die Überlebenden noch ihre Befreier jemals werden überwinden können.
Wir gedenken der mehr als 52.000 Menschen, die im KZ Bergen-Belsen ums Leben gebracht wurden.
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„Da standen wir da am Zaun und heulten wie die Schlosshunde. Mein einziger Gedanke war: Gott sei Dank, Ihr seid gekommen, aber ihr kommt viel zu spät. Das war meine Reaktion auf die Befreiung, also kein Glücksgefühl. Absolut nicht.“
(Die tschechische Überlebende Margit Hermannová über den Moment ihrer Befreiung aus dem KZ Bergen-Belsen)
Buchenwald / Mittelbau-Dora
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“Nichts hat mich je so erschüttert wie dieser Anblick.”
Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte, über die Befreiung des KZ Buchenwald im April 1945
Über 340.000 Häftlinge litten in den Konzentrationslagern Buchenwald bei Weimar (1937-1945) und Mittelbau-Dora bei Nordhausen (1943-45, zunächst Außenlager von Buchenwald) sowie in ihren insgesamt fast 180 Außenlagern.
Buchenwald war das größte KZ im Deutschen Reich. Vor allem Menschen, die laut nationalsozialistischer Definition nicht zur Volksgemeinschaft gehören durften, wurden hier u.a. zur Arbeit für die Rüstungsindustrie gezwungen. Mittelbau-Dora steht bis heute für die Untertageverlagerung der deutschen Rüstungsproduktion in den letzten Kriegsjahren und damit für die unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen von KZ-Häftlingen in unterirdischen Stollenanlagen.
Beide Lager wurden am 11. April 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit. Erschüttert von dem Elend, das sie in den Lagern vorgefunden hatten, zwangen die Befreier Zivilisten aus Nordhausen und Weimar einige Tage später, sich die Leichenberge in den ehemaligen Lagern anzusehen.
„Was unser Europa betrifft so sage ich immer allen meinen Freunden, allen Jugendlichen mit denen ich in Beziehung komme: Buchenwald war der Anfang von Europa. In Buchenwald haben wir – die Häftlinge – gelernt: es gibt keine andere Antwort auf das kommende Jahrhundert, als ein Europa zu bauen.“
(Stéphane Hessel (1917-2013), Deutschlandfunk Kultur, August 2011)
Wir gedenken der etwa 75.000 Toten der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora.
AUSCHWITZ
“Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen voran, daß ich weder glaube, sie begründen zu müssen noch zu sollen.” (Theodor W. Adorno, 1966)
Das Vernichtungslager Auschwitz – Synonym für die Shoah, den Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Deutschland. Insgesamt ca. sechs Millionen Menschen fielen der Shoah zum Opfer, in Auschwitz allein waren es über eine Million. Und obwohl wir dies wissen, wird Auschwitz für diejenigen, die es nicht durchleben mussten, niemals fassbar sein.
Am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Truppen befreit. Das Leben der Befreiten allerdings sollte nie wieder sein wie vorher. Die meisten Überlebenden hatten mehrere Familienmitglieder verloren, nicht wenige von ihnen ihre gesamte Familie. Sie mussten neu beginnen. Mit der Erinnerung, die nicht gehen, die nicht verblassen wollte. Ein Zuhause gab es für die meisten nicht mehr.
Bis heute stellen sich viele Überlebende immer wieder ihren Erinnerungen an Auschwitz. Sie sprechen von ihrer Haft, den Demütigungen, dem Tod ihrer Lieben.
„Das, was damals geschehen ist, kann leider wieder geschehen, wenn auch vielleicht nicht auf dieselbe Weise. Um zu verhindern, dass der Holocaust sich wiederholt, ist es wichtig, sich zu erinnern; das Vergangene prägt die Gegenwart und wirft seinen Schatten auf die Zukunft.“
Die Erinnerung an Auschwitz verfolgt Überlebende bis zu ihrem Tod. Den Zivilisationsbruch, die Erinnerung an Tod, Angst, Hunger, Folter und Unmenschlichkeit können sie nicht verwinden. In seinem Buch „Die Untergegangenen und die Geretteten“ schreibt Primo Levi dazu:
„Wer gefoltert wurde, bleibt gefoltert. Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden in der Welt. Die Schmach der Vernichtung lässt sich nicht austilgen. Das zum Teil schon mit dem ersten Schlag, in vollem Umfang aber schließlich mit der Tortur eingestürzte Weltvertrauen wird nicht wiedergewonnen.“
Wir gedenken der ca. 1,3 Millionen Menschen, die in Auschwitz ermordet wurden.
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VON DEUTSCHLAND BESETZTES OSTEUROPA
Bilder aus dem Projekt (Ausstellung und dem gleichnamigen Buch)
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